Warschau. Polen ist auf der Überholspur. Ein Blick in die Daten von Eurostat belegt: Die größte Volkswirtschaft der jungen EU-Mitglieder wächst unbeirrt und nähert sich langsam dem EU-Durchschnitt an. Innerhalb der kommenden zwei bis drei Jahre könnte Polen gemessen am BIP pro Kopf sogar Portugal überholen und bald darauf auch Griechenland hinter sich lassen, wie die Tageszeitung "Rzeczpospolita" anmerkt.
Dabei war das polnische BIP pro Kopf (in Kaufkraftstandards) zur Jahrtausendwende noch bei 48 Prozent der damals noch nicht existierenden EU27-Staaten gelegen. 2011 waren es schon 64 Prozent. Zudem hatte 2000 die Differenz zwischen Polen und Portugal 33 Prozentpunkte ausgemacht. Dieser Wert lag elf Jahre später nur mehr bei 13 Prozentpunkten. Oder anschaulicher ausgedrückt: Im Jahr 2000 betrug das polnische BIP pro Kopf erst 59 Prozent des portugiesischen, 2011 indes bereits 83 Prozent.
Lücke schließt sich
Es ist eine Entwicklung, die sich wohl fortsetzen wird. Auch weil in Portugal die Zeichen weiterhin auf Rezession stehen, während die große Volkswirtschaft in Zentraleuropa wachsen wird - wenn auch mit 1,5 Prozent nicht mehr in der Geschwindigkeit des Vorjahres. 2012 hat Polens Wirtschaft um zwei Prozent angezogen. Trotzdem könnte sich die Lücke zwischen Lissabon und Warschau bis 2014, spätestens ein Jahr darauf, schließen. Insbesondere in Anbetracht des Umstandes, dass Polen laut Experten im Vergleich mit den anderen Staaten der Region besonders gut aufgestellt ist. So attestiert etwa Mark Allen, bis vor Kurzem der Vizechef der Mission des Internationalen Währungsfonds in Polen, dem Land gegenüber "Rzeczpospolita" große Konsequenz im Bereich der Marktreformen - vor allem zu Beginn des Transformationsprozesses. Dank einer vorsichtigen makroökonomischen Politik habe Warschau auch die Krise umschiffen können.
Jüngsten sind vorn
Die zwei jungen EU-Mitglieder Tschechien und Slowenien haben Portugal derweil bereits überholt. Die größten Sprünge im BIP pro-Kopf-Vergleich haben im Zeitraum 2000 bis 2011 allerdings die jüngsten EU-Staaten gemacht. So konnte Rumänien in dieser Periode sein BIP pro Kopf von 26 auf 46 Prozent des EU-Durchschnitts verdoppeln, Bulgarien erreicht 2011 einen Wert von 46 Prozent - ausgehend von 28 Prozent.