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Polen überholt Deutschland: Europameister bei Elektronik
Polen hat seine Produktion von Elektronik- und Haushaltsgeräten seit dem Jahr 2000 versechsfacht. Heuer dürfte das Land die Spitze in der EU erklimmen. Das geht aus Prognosen der polnischen Marktforschungsfirma Infomarket hervor. Demnach steigt der Produktionswert 2014 auf 13,8 Milliarden €.
Zum Vergleich: Deutschland kommt heuer wohl nur auf eine Summe von 13 Milliarden €. Seit dem Jahr 2000 habe sich die Produktion in der polnischen Elektronikbranche damit versechsfacht, wie die polnische Zeitung „Rzeczpospolita" berichtet. EU-weit wuchs die Fertigung nur in Tschechien über den gesamten Zeitraum, allerdings weit bescheidener als in Polen: Die tschechische Produktion hat sich in dieser Zeit auf 800 Millionen € „nur" verdoppelt.
In Polen sind praktisch alle führenden Produzenten von Haushaltgeräten präsent: Bosch-Siemens, Indesit, Electrolux, LG, Whirlpool sowie Amica und Samsung betreiben zusammen mehr als 20 Werke und beschäftigen mehr als 20.000 Mitarbeiter in Polen.
Exportware
Nach Angaben der Arbeitgebervereinigung Ceced stellten die polnischen Fabriken allein im Vorjahr sechs Prozent mehr her als 2012. Rund 80 Prozent dieser Produktion ging ins Ausland, vor allem nach Deutschland, Frankreich, Großbritannien und Russland.
Polen ist auch einer der größten Standorte für die TV-Geräteproduktion. Die wichtigsten Hersteller: LG mit zwei Werken, der japanische Konzern Sharp und die chinesische TCL, die Fernseher von Thompson montiert. Einen rasanten Aufstieg erlebt zudem TPV aus Hongkong, die die TV-Sparte von Philips übernommen hatte.
Arbeitskosten
Seine führende Position verdankt Polen vor allem den niedrigen Arbeitskosten sowie der günstigen geografischen Lage. Für die asiatischen Konzerne öffnet die EU-Mitgliedschaft Polens nämlich den gesamten EU-Binnenmarkt.
Diese Stellung dürfte erst einmal nicht bedroht sein. Wie der Ceced-Generaldirektor gegenüber „Rzeczpospolita" erklärte, sind die Standortentscheidungen in einer Zeit gefallen, als billigere Länder wie Rumänien und Bulgarien bereits EU-Mitglieder waren. Auch eine Produktionsverlagerung in den noch billigeren Osten sei noch lange nicht absehbar.
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