Diese Seite drucken

Aleksandra Izdebska DiTech: "Ausländer nehmen keine Jobs weg"

Aleksandra Izdebska - Geschäftsleiterin und Gesellschafterin von DiTech

WirtschaftsBlatt: Sie sind noch als Schülerin mit ihrer Familie von Polen nach Wien übersiedelt. Wie haben sie diese Umstellung erlebt?

Aleksandra Izdebska: Damals habe ich noch kein Wort Deutsch gesprochen. Gerade in einem Alter, in dem man nicht so gerne mit den eigenen Eltern redet, ist das eher unangenehm. (lacht) Ich war aber extrem ehrgeizig und habe die Sprache schnell gelernt.

Haben Sie sich von Anfang an in Wien wohlgefühlt?

Ja, meine Mitschüler und Lehrer waren unglaublich hilfsbereit. Ich hatte immer die Gelegenheit nachzufragen. Als mein Vater nach ein paar Jahren nach Deutschland weitergezogen ist, habe ich mich dafür entschieden, zu bleiben, weil ich schon viele neue Freundschaften geschlossen hatte.

Als Frau mit Migrationshintergrund sind Sie in der IT-Branche in der Minderheit. Wie ist es dazu gekommen?

Den Mut zum Unternehmertum habe ich von meinem Vater vermittelt bekommen, der auch selbstständig war. Da er viel gereist ist, war ich schon als Kind sehr selbstständig und habe einen großen Ehrgeiz entwickelt.In die Computerbranche habe ich dann durch meinen Mann gefunden. Gemeinsam haben wir 1999 das Serviceunternehmen gegründet, aus dem heute DiTech geworden ist.

...und neben dem Aufbau eines Unternehmens noch Zeit gefunden, ein Studium abzuschließen.

Ja, Dolmetsch und Wirtschaft. Damals haben meine Arbeitstage ja nur bis 17 Uhr gedauert, heute wäre ich froh darüber! (lacht)

Seit einem Jahr gibt es in Österreich ein eigenes Staatssekretariat für Integration. Was hat sich seitdem getan?

Viel Positives. Was mich vor allem freut, ist, dass ein Bewusstsein dafür entstanden ist, dass ohne Menschen mit Migrationshintergrund unsere Wirtschaft nicht mehr funktionieren würde. Positivbeispiele machen der Bevölkerung klar: Ausländer nehmen Österreichern keine Jobs weg, sondern sie schaffen neue.

Und wie beurteilen Sie die Zuwanderungspolitik?

Es ist vernünftig, Kriterien für Zuwanderung aufzustellen. Allerdings dürfen diese nicht unrealistisch hoch angesetzt sein -ansonsten bekommt man nur Uniprofessoren, aber keine technischen Fachkräfte. Und bei jungen qualifizierten Menschen finde ich es auch in Ordnung, wenn sie erst vor Ort Deutsch lernen.

Wieso haben es hoch qualifizierte Migranten in Österreich oft schwer einen passenden Job zu finden?
Bei der Anerkennung ausländischer Bildungsabschlüsse muss sich noch etwas tun. Die Standards müssen einheitlich und nachvollziehbar sein. Außerdem sollte ein freundlicheres Klima für Unternehmen entstehen. Wenn ich als Jungunternehmerin mehr verdienen kann als eine Angestellte, werde ich auch eher eines gründen. Und nur wenn es in Österreich exzellente Unternehmen gibt, ist es auch für ausländische Schlüsselkräfte interessant.
 

Aleksandra Izdebska ist Geschäftsleiterin und Gesellschafterin von DiTech, einem Computerfachhändler mit rund 250 Mitarbeitern und 19 Filialen in Österreich. Sie wurde in Polen geboren und zog mit 16 nach Österreich, wo sie ihren Mann kennenlernte und gemeinsam mit ihm das Unternehmen gründete.

PLN EUR CHARTS